
Warum 2,3 % Inflation nichts mit deinem echten Leben zu tun haben – und was ab 2027 auf uns zukommt
Die Frage, die alles auslöste
„Papa, was ist eigentlich Inflation?“
Diese Frage hat mir meine Tochter gestellt. Und obwohl ich Unternehmer bin, musste ich damals erst einmal überlegen.
Denn die Definitionen sind trocken: Preissteigerung im Warenkorb, gemessen im Jahresvergleich. Aber was Inflation wirklich bedeutet, spürt man erst, wenn man am Ende des Monats weniger im Einkaufswagen hat – bei gleichem Budget.
Offizielle Zahlen blenden – die Realität sieht anders aus
Aktuell spricht das Statistische Bundesamt von einer Inflationsrate von 2,3 % (Stand Februar 2025). Das klingt zunächst harmlos. Doch diese Zahl bezieht sich immer nur auf den Vergleich zum Vorjahresmonat – in diesem Fall auf Februar 2024.
Die tatsächliche Belastung entsteht aber nicht durch eine einzelne Jahresrate, sondern durch die kumulative Preissteigerung über mehrere Jahre.
Wenn man die letzten fünf Jahre zusammennimmt – 2019 bis 2024 – liegt die kumulierte Inflation bei über 20 %. Und das ist konservativ gerechnet.
Doch diese Statistik spiegelt nicht wider, wie Menschen wirklich leben.
Drei Beispiele aus dem echten Leben
Ich habe drei Haushalte untersucht:
- Ein Single in Berlin-Mitte (55 qm Wohnung)
- Eine vierköpfige Familie in Berlin-Mitte (105 qm)
- Ein erwerbstätiges Paar ohne Kinder (75 qm, unterstützt ihre Kinder finanziell)
Alle mit Auto, typischem Verbrauch, zwei Urlaubsreisen im Jahr, durchschnittlichem Strom-, Gas- und Lebensmittelbedarf.
Ergebnis:
- Der Single zahlt rund 30 % mehr als noch vor fünf Jahren.
- Die Familie hat die stärksten Belastungen – teils deutlich über 35 %.
- Auch das kinderlose Paar zahlt inzwischen spürbar mehr – bei Miete, Energie, Lebensmitteln und Mobilität.
Die offiziellen Zahlen verschleiern, wie unterschiedlich Inflation wirkt – je nach Lebensstil, Region und Ausgabeverhalten.
Das kommende Problem heißt ETS2
Ab dem 1. Januar 2027 tritt das neue Gesetz ETS2 in Kraft: ein Emissionshandelssystem für Gebäude- und Verkehrssektor.
Das bedeutet:
- CO₂-Zertifikate werden für Energielieferanten verpflichtend
- Heizen, Strom und Kraftstoffe werden teurer
- Manche Prognosen sprechen von einem Anstieg des Spritpreises um 30 Cent pro Liter
Diese Kosten werden sich unweigerlich auf Konsumenten und Unternehmen durchschlagen. Wer viel pendelt, heizt oder produziert, wird es besonders spüren.
Der fatale Effekt auf Unternehmen
Was passiert, wenn Lebenshaltungskosten steigen?
Arbeitnehmer fordern Lohnerhöhungen. Zu Recht. Doch wenn Löhne steigen, steigen auch die Lohnnebenkosten – für Arbeitgeber wird’s teuer.
Wenn Unternehmer dann gezwungen sind, ihre Preise jährlich um 6–10 % zu erhöhen, entsteht ein Problem:
Der Marktpreis wird irgendwann nicht mehr mitziehen.
- Kunden vergleichen
- Kunden sparen
- Kunden kaufen weniger
Das bedeutet: sinkende Marge bei steigenden Kosten.
Ein gefährlicher Cocktail, der – meiner Einschätzung nach – ab 2027 eine Welle von Geschäftsaufgaben auslösen wird.
Die Lösung liegt nicht im Umsatz – sondern in den Kosten
Was bleibt, wenn Preise nicht beliebig erhöht werden können?
Automatisierung.
Wer seine internen Prozesse optimiert, spart Geld – ohne die Qualität der Leistung zu senken.
Beispiele:
- Automatisierte Buchhaltung
- E-Mail-Prozesse mit KI
- Standardisierte Workflows
- Weniger manuelle Tätigkeiten im Alltag
Automatisierung ist kein „Tech-Spielzeug“. Sie wird zur Überlebensstrategie für kleine Unternehmen.
Jetzt handeln – nicht erst 2027
Und hier kommt die gute Nachricht:
Es gibt aktuell ein Förderprogramm namens KOMPASS, das speziell für Soloselbstständige und kleine Unternehmen entwickelt wurde.
Es bietet:
- 90 % Zuschuss, bis zu 4.500 €
- Für qualifizierte Weiterbildung – z. B. im Bereich KI und Automatisierung
- Antragsfrist nur bis Oktober 2025
- Programm läuft maximal bis April 2026
Wenn du dich fragst, ob das für dich relevant ist:
Wenn du allein arbeitest oder eine 1-Mann-GmbH führst – ja.
Was du jetzt tun kannst
- Mach deine persönliche Kostenrechnung – nicht mit 2,3 %, sondern mit echten Zahlen
- Plane deine Automatisierungsschritte realistisch – das dauert Monate, nicht Wochen
- Sichere dir Förderung, solange sie noch verfügbar ist
- Verlass dich nicht auf “wird schon gutgehen” – 2027 kommt schneller als du denkst
Und wenn du dich fragst, wie ich es meiner Tochter erklärt habe:
Ich habe ihr einen 10-Millionen-Mark-Schein von 1923 gezeigt.
Ein Brot – das war alles, was man dafür bekam.
Jetzt hat sie’s verstanden.
Und du vielleicht auch.
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(IPW Haus 11)